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Unternehmer bekennen sich zu neuer Mut-Kultur

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(CIS-intern) – Von Horst Schinzel Irgendwie war dieser Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck anders als üblicherweise Treffen von Unternehmern zu Jahresbeginn. Diesmal wurde nicht geklagt. Es wurde Aufbruchstimmung verkündet. Das begann mit dem Bekenntnis von Ministerpräsident Torsten Albig zu maroden Musik- und Kongresshalle. Unter tosendem Beifall verkündete er, seine Regierung werde für deren Sanierung umgehend zwei Millionen Euro zur Verfügung stellen. Und der Trendforscher Oliver Leisse zeichnete eine Zukunft in rosa-roten Farben auf.

Foto Friederike C. Kuhn- IHK Lübeck

„Wenn wir Zukunft wollen, müssen wir uns zum Mittelstand bekennen – ohne Wenn und Aber!“ Mit dieser zentralen Botschaft forderte Friederike C. Kühn, Präses der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, auf dem traditionellen IHK-Neujahrsempfang weitere deutliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Unternehmen. „Dafür brauchen wir eine völlig neue Mut-Kultur. Als IHK sind wir Mut-Macher für den Mittelstand. Wir bleiben an den Themen dran, erheben unsere Stimme als Berater der Politik und haben das Ohr am Puls der Zeit – als Begleiter der Unternehmen. Auch Politik und Verwaltung sollten die Wirtschaft auf diesem Weg begleiten“, sagte Präses Kühn vor rund 1.200 Gästen in der Lübecker Musik- und Kongresshalle. Die vom Journalisten Christian Schröder moderierte Veranstaltung stand unter dem Motto „HanseBelt – Region mit Zukunft!“.

Unter den Teilnehmern waren Schleswig-Holsteins Landtagspräsident Klaus Schlie, Ministerpräsident Torsten Albig, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, Bildungsministerin Britta Ernst, Innenminister Stefan Studt, Finanzministerin Monika Heinold, Justizministerin Anke Spoorendonk sowie Staatssekretäre, Kreispräsidenten, Landräte und Bürgermeister, die Spitzen von Kammern und Verbänden aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie Vertreter aus Politik, Verbänden und öffentlichem Leben. Besonders erfreut waren Präses Kühn und IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning über den großen Zuspruch aus der regionalen Wirtschaft. Mehr als 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer waren zu den Vorträgen, zum Labskausessen und zum Networking nach Lübeck gekommen.
Festredner war der Trendforscher Oliver Leisse vom Institut SEE MORE in Hamburg. An den Beispielen von Handel, Gesundheit, Arbeit und Unternehmensethik beschrieb er die großen Herausforderungen der Zukunft. „Es kommen Veränderungen auf uns zu, die uns überraschen werden, wenn wir uns nicht gründlich vorbereiten.“ Ausgangspunkt seiner Betrachtungen ist die Veränderung der Einstellungen der Menschen, die im Laufe der letzten Jahre immer offener für Veränderungen geworden sind. Dabei dürfen Wirtschaft und Politik nicht die Lage verkennen: „Noch geht es uns vermeintlich gut“, sagte Leisse. „Wir sind aber nicht mehr ganz vorn dabei. Silicon Valley gibt den Takt vor und Deutsche Unternehmen tauchen auf den Weltranglisten der größten Firmen erst ab Platz 60 auf. Wir drohen den Anschluss zu verlieren.“

Das sei wenig verwunderlich, da für viele Deutsche zum Beispiel das Internet immer noch Neuland sei. „Zudem ist das deutsche Internet viel zu langsam und der Download im Vergleich zu Finnland zu teuer“, betonte Leisse in einem lebendigen Vortrag.

Allerdings sei gerade das Internet der Auslöser für viele maßgebliche Veränderungen in den Märkten. „Das Kaufverhalten ändert sich, die Menschen sind offen wie nie zuvor für Neues, sie wollen sich verändern.“ Der Online-Handel boomt, Analysen zufolge werde der Handel schon in wenigen Jahren 40 Prozent seines Volumens online abwickeln. Leisse: „Die Kunden wollen es, es geht um Effizienz. Alles dreht sich darum, Zeit zu sparen.“ Auf der nächsten Entwicklungsstufe stünden Geräte, mit denen der Verbraucher direkt kommuniziert und per Anweisung Einkäufe bestellt. „Wenn der Handel bestehen will, muss er neue Ideen entwickeln, in Erlebnis investieren und sich neu erfinden“, so Leisse.

Die IHK werde den Handel beim Wandel unterstützen, kündigte Präses Kühn an. Dafür müssten aber die Rahmenbedingungen stimmen. An die Landesregierung gerichtet forderte sie: „Geben Sie Händlern und Investoren Planungssicherheit, indem bei der Ansiedlung und der Erweiterung von großflächigem Einzelhandel ein verlässlicher Rahmen geschaffen wird. Dazu brauchen wir eine gut durchdachte Landesentwicklungsstrategie und einen Landesentwicklungsplan, der auch auf Dauer und über mehrere Legislaturperioden hinweg Bestand hat.“ Ein Zurück zum reinen Agrarland sei im „HanseBelt – der Region mit Zukunft“ undenkbar. „Das haben uns die Ausführungen von Herrn Leisse heute mehr als deutlich gezeigt“, so Kühn.

Die heutige Hanse handle nicht mehr nur mit Waren, sondern vor allem mit Wissen. „Dabei spielen Menschen und die moderne Menschenführung eine große Rolle. Mitarbeiter mit mehr Verantwortung und Gestaltungsspielraum arbeiten innovativer und kreativer und fördern damit das Wachstum“, betonte die Präses. Kreative Mitarbeiter seien auch die Unternehmer von morgen. „Wir brauchen sie, um bestehende Betriebe zu übernehmen oder ihre Innovationen in Start-ups auf den Markt zu bringen. Um kreative Menschen für die Selbstständigkeit zu begeistern, benötigen wir ein unternehmerfreundliches Umfeld. Das bedeutet auch, dass sie Risiken eingehen und Fehler machen dürfen.“ Häufig sei in diesem Zusammenhang von einer „Fehler-Kultur“ die Rede. Kühn: „Aber wir brauchen doch eigentlich in ganz Deutschland etwas völlig anderes: Wir brauchen eine völlig neue Mut-Kultur! Wenn jemand Talent hat und den Mut, etwas Neues zu wagen, müssen wir ihn fördern und unterstützen, wo es nur geht. Ganz gleich, ob es ein Unternehmer mit viel Erfahrung ist, der etwas Neues wagt – oder, ob es ein Existenzgründer ist. Dafür wünsche ich mir, dass mehr kreative Köpfe eine neue Mut-Kultur leben, etwas Neues anpacken und ihre Ideen in eigene Unternehmen einbringen.“

Attraktiver werde das unternehmerische Engagement auch durch einen Abbau von Bürokratie und Reglements. „Deshalb appellieren wir nachdrücklich an die Landesregierungen im Norden, eine gemeinsame Landesplanung auf den Weg zu bringen und damit die Metropolregion zukunftsfähig aufzustellen. Wir müssen endlich konsequent in größeren Wirtschaftsräumen denken und dann gemeinsam planen und handeln. Unternehmen und ihre Mitarbeiter haben in einer globalen Welt einfach kein Verständnis mehr für Landesgrenzen und Kompetenzgerangel“, betonte Kühn.

Dem schloss sich Hauptgeschäftsführer Schöning an: „Wir müssen den Blick gemeinsam auf das lenken, was wir hinzugewinnen können. Dies gilt besonders für das alles beherrschende Thema derzeit: den ungeminderten Zustrom von Flüchtlingen in unser Land. Die Wirtschaft und auch die Vollversammlung unserer IHK setzen hier auf die Chancen, die sich durch Ausbildung, Qualifizierung und Integration ergeben können.“ Mehr als Dreiviertel der Unternehmen haben in einer aktuellen Umfrage ihre Bereitschaft bekräftigt, Flüchtlingen mit Bleiberecht Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

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