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Lüneburg erinnert an die „Wolfskinder“

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Foto Ostpreußisches Landesmuseum(CIS-intern) – (Von Horst Schinzel) Bis zur „Wende“ vor einem Vierteljahrhundert wusste im Westen kaum jemand etwas über die „Wolfskinder“. Jener verlorenen Generation von Kindern, die in das Inferno des untergehenden Deutschen Reiches geraten waren und in der Zeit des Umbruchs in Ostpreußen und Litauen 1944 bis 1946 ihre Eltern verloren hatten .

Foto Ostpreußisches Landesmuseum

Sie haben Schreckliches erlebt – Vergewaltigung, Verschleppung der Mutter. Trennung von Geschwistern. Auf sich allein gestellt, versuchten diese Kinder in der Natur des Baltikums zu überleben. Weil sie auch äußerlich völlig verwahrlost waren, sprachen die litauischen Zeitgenossen von „Wolfskindern“ Etliche fanden bei litauischen Bauern eine notdürftige Unterkunft. Sie erhielten neue Namen, um ihre Herkunft vor der sowjetischen Obrigkeit zu verschleiern. Eine Schulbildung blieb ihnen oft verwehrt, und viele können bis heute weder lesen noch schreiben. Nach dem Umbruch 1990 wurde ihr schreckliches Schicksal auch im Westen bekannt. Diese Menschen schlossen sich zu einer Organisation zusammen und fanden die Beachtung der deutschen Regierung. Dennoch blieb ihr Schicksal im Westen nur schemenhaft bekannt.

Die Fotografin Claudia Heinemann und die Journalistin Sonya Winterberg sind mehrere Jahre durch Litauen gereist und haben mit den Wolfskindern über ihre Jugend und ihr Leben hinter dem Eisernen Vorhang gesprochen. Herausgekommen ist eine bewegende Dokumentation, die in der Wanderausstellung „Vermisst, Verloren, Vergessen“ des Kulturforums Östliches Europa erlebbar geworden ist. Das lange geschlossene „Ostpreußische Landesmuseum“ in der Heiligengeiststraße in Lüneburg zeigt diese Ausstellung und ein umfangreiches Begleitprogramm bis zum, 29. Mai 2016.

Aber auch die gegenwärtige Situation der ehemaligen Wolfskinder zeigt und beschreibt die Ausstellung: Meist leben sie in kleinen, bescheidenen Verhältnissen. Einige haben ihre Geschwister wiedergefunden, andere wollten gar keinen Kontakt zu Angehörigen. Auch Luise Quitsch ist ein ehemaliges Wolfskind. Die elegante Frau wurde 1940 in Ostpreußen geboren, unterscheidet sich jedoch von vielen ihrer Leidensgenossen. Quitsch konnte zur Schule gehen, lesen und schreiben lernen. Bei der Eröffnung erzählte die 75-Jährige im Landesmuseum eindrucksvoll aus ihrem Leben, das in jungen Jahren geprägt war von der Flucht und von vielen schrecklichen Erlebnissen. Vieles davon lässt sich auch anhand der Ausstellung nachvollziehen, meint Museumsdirektor Joachim Mähnert: “Sie erzählt von Flucht und Vertreibung, von Gewalt,von dem Verlust der Identität und gleichzeitig von der Hoffnung auf ein neues Leben.” Und sei angesichts der momentanen Situation vieler Flüchtlinge von “bedrückender Aktualität”.

Derzeit wird die ursprünglich vom Geist des Kalten Krieges bestimmte Dauerausstellung überarbeitet. Sie soll künftig verstärkt die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen nach 1945 darstellen und überdies die Geschichte der Deutschen im Baltikum. Dazu wird das Museum mit Partnern in Russland, Polen und den Baltischen Staaten zusammenarbeiten. Eine vollständige Wiedereröffnung wird nicht vor Anfang 2017 möglich sein.

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